Objektnummer: 4458
Nagler: 2-432
Verwendung: 16. Jhdt.
Wo angebracht: in der Platte
Farbe: schwarz
Typ: Monogramme
geboren: um 1510
gestorben: 1556/57
hollandischer Maler, Zeichner und Kupferstecher des 16. Jahrhunderts
Text Nagler Band 2 Nr. 432:
Cornelius Matsys oder Metsys war bisher nach seinen Lebensverhältnissen wenig bekannt, und die Lexicographen beschränkten sich gewöhnlich nur auf die kurzen Daten, welche Bartsch P. gr. IX. p. 97 gibt. Dieser Schriftsteller sagt, dass der Monogrammist CMA sicher Cornel Matsys heisse, und dass er um 1544-1556 gelebt habe. Von grösserer Wichtigkeit sind die urkundlichen Nachrichten über die Familie Massijs oder Metsys im Catalogue du Musee d'Anvers (par G. Wappers 1845) p. 49 ff. Die Mitglieder derselben waren in Löwen und in Antwerpen ansässig, und Qucntin Massys (1460-1530) bildet als Künstler ihren Glanzpunkt. Comelis wurde 1531 freier Meister, und als solcher in das Buch der Confraternität des hl. Lukas zu Antwerpen eingetragen.
Er war nicht Quentin's Sohn , sondern vermuthlich jener eines Jan Massijs, welcher 1501 das Meisterrecht erlangte. Bisher zählte man den Cornelia Massijs nur zu den Kupferstechern, er war aber auch Maler und Zeichner, ein origineller Künstler. Wir wissen indessen nur von einer Rothsteinzeichnung in der k. Sammlung zu Dresden. Auf dieser Zeichnung steht das Monogramm mit der Jahrzahl 1545. Sie stellt Loth mit den Töchtern vor, und stimmt hinsichtlich der Figuren mit jenen in seinen radirten und gestochenen Blättern. Ein Gemälde mit dem gegebenen Zeichen ist uns nicht bekannt, in der Gallerie des k. Museums zu Berlin wird aber dem Künstler ein landschaftliches Gemälde zugeschrieben, welches ein aus den Buchstaben CME bestehendes Monogramm mit der Jahrzahl 1543 enthält. Der Verfertiger dieses Bildes gehört demnach zu den ältesten niederländischen Landschaftern, welcher aber mit der schwach gemalten burlesken Staffage die bereits eigentümliche und glückliche landschaftliche Stimmung schwächt. Sie stellt einen Bauer vor, welcher auf seinem Karren mehrere Weiber bis zu dem im Vorgrunde beginnenden Dorfe gefahren hat, wo sie ihm aber ohne Bezahlung entschlüpfen, während die vorderste Frau den Fuhrmann mit Küssen bestrickt. Diese Staffage stimmt nicht mit den Figuren in den Kupferstichen des Cornelis Matsys.
Seine Figuren haben Eleganz und gute Verhältnisse, und verrathen einen Meister, welcher auch Italien gesehen, aber ohne seiner niederländischen Anschauungsweise sich entäussert zu haben. Nur gebricht es seinen Gestalten nicht selten im Ausdrucke, welcher durchhin mangelhaft ist. Das Bild im Museum zu Berlin wird jetzt dem Cornel Matsys entschieden zugeschrieben, während man früher einen andern Meister vermuthete. Die Orthographie des Namens wechselt in Massijs und Messijs, sowie auch Matsys und Metsys vorkommt.
Die Variation des Monogramms in CMA und CME würde demnach von keinem sehr grossen Belange seyn; es steht aber doch in Frage, ob das Gemälde und die Kupferstiche mit CME wirklich von C. Matsys herrühren. Bartsch geht darauf nicht ein, er zählt nur die mit COR. MET. bezeichneten Blätter auf, welche jetzt ziemlich allgemein dem Cornelia Matsys zugeschrieben werden, während Bartsch behauptet, dass Heinecke den von Füssly Cornelius Metensis genannten Meister irrig mit Cor. Matsys verwechsle. Wir werden an betreffender Stelle darauf zurückkommen.
Bartsch P. gr. IX. p. 97 beschreibt 58 Blätter von C. Matsys, das Verzeichniss ist aber damit nicht vollständig. Fast auf jedem Blatte kommt das Monogramm vor, zuweilen auf einem Täfelchen, und mit den Jahrzahlen von 1544-1560. Zwei Kupferstiche sind mit dem Namen des Künstlers bezeichnet, die Ankündigung der Geburt des Samson durch den Engel, B. No. 8, und die Segnung des Abraham durch Melchisedech B. No. 21. Er nennt sich Cornelius Matsys, und daher bleibt es auffallend, dass er auf andern Blättern Cor. Met. gezeichnet haben sollte. Wir fügen hier einige Stiche bei, welche dem Verfasser des Peintre-graveur unbekannt geblieben sind. Darunter ist ein Zierblatt mit dem Zeichen und der Jahrzahl 1560. Die Lebenszeit des Künstlers ist also weiter auszudehnen, als Bartsch bestimmt.
Nachträge zum Peintre-graveuir von A. Bartsch.
1) Die Folge mit Vorstellungen aus der Geschichte des Samson, B. No. 8 - 19. H. 3 Z. Br. 3 Z. 11 L.
Bartsch kennt zweierlei Abdrücke. Die ersten tragen das Zeichen und die Jahrzahl 1549 die zweiten 1562, diess durch Abänderung der frühern Ziffern. Es scheinen indessen die Platten mit stärkeren Retouchen noch einmal unter die Presse gekommen zu seyn, wobei unten Text aufgedruckt wurde. Wir wissen wenigstens, dass unten auf dem Blatte mit dem Löwen, welcher den Honig aus dem Bienenstocke genommen, bei vollem Bande folgende Schrift steht: Catulum leonis dispersit Samson etc. Die Abdrücke mit Text im Rande dürften selten seyn, da die Schrift abgeschnitten wurde.
2) David im Begriffe, dem auf dem Boden liegenden Goliath das Haupt vom Rumpfe zu trennen. Es geschieht diess im Angesichte der beiden Heerlager. Links unten ist das Zeichen. Sehr seltenes Blatt. H. 3 Z. 6 L. Br. 3 Z. 3 L.
3) Abraham bewirthet die drei Engel. Sie sitzen um einen runden Tisch, und links horcht Sara an der Thüre. Unten links steht das Zeichen. H. 3 Z. 7 L. Br. 5 Z. 3 L.
Dieses seltene Blatt beschreibt Zani in der Enciclopedia metodica critico-ragionata II. 2. p. 342.
4) Abraham befreit mit seinen Knechten den Loth aus der Gewalt des Königs Kedor Laomor. In Mitte des Blattes wirft ein Krieger seinen Gegner zu Boden , und links liegt ein Pferd auf dem Rücken. Gegenüber stösst ein Soldat in das Horn. Links unten am Steine steht: Gene. 14 und oben in der Ecke ist das Zeichen mit der Jahrzahl 1545. H. 3 Z. 7 L. Br. 5 Z. 1 L.
Dieses sehr seltene Blatt erwähnt Briilliot in der Table generale p. 156. Es bildet das Gegenstück zu Abraham und Melchisedech, B. No. 21. Der erwähnte Schriftsteller sagt, dass im spätem Drucke das Monogramm etwas verändert sei, indem der Buchstabe C nicht genau ausgedruckt ist, sondern mit dem ersten Schenkel des M fast einem gothischen A gleiche.
5) Die hl. Familie mit dem in der Wiege stellenden Jesuskinde, nach dem Gemälde Rafael's im k. Museum zu Paris, nur dass im Stiche eine Felsennische angebracht ist. Ein Blatt dieser Art schreibt Tauriscus Euboens (Graf Lepel) im Catalogue des estampes gravees d'apres Rafael dem C. Matsys zu, es bleibt aber zweifelhaft, ob es von ihm herrühre. H. 11 Z. 10 L. Br. 9 Z. 10 L.
6) Der blinde Tobias sitzend mit vor sich hingestreckten Händen. Links führt Sara die Ziege fort, und unten rechts ist das Zeichen. H. 2 Z. 7 L. Br. 3 Z. 5 L.
Dieses Blatt gehört zur Folge der Vorstellungen aus der Geschichte des Tobias, B. No. 1-6.
7) Christus beim Gastmahle Simons des Pharisäers, mit Magdalena, welche ihm die Füsse trocknet. Composition von fünf Figuren. Oben links ein Täfelchen mit dem Zeichen. H. 2 Z. 3 L. Br. 3 Z. 2 L.
Dieses Blatt ist jetzt selten zu finden, besonders in sehr schönem Abdrucke. Oefter findet man Exemplare im Zustande der Plattenabnutzung.
8) Christus am Tische des Pharisäers unter dem Baume. Der Gastherr sitzt rechts halb vom Rücken gesehen, und Christus zwischen zwei andern Männern, wovon jener zur Linken nach einem Weibe deutet, welches unter der Thüre steht. Rechts öffnet sich die Aussicht auf das Feld, und links unten ist das Zeichen des Künstlers. H 7 Z. 7 1/2 L. Br. 5 Z. 2 1/2 L.
9) Die Schmerzensmutter mit dem Leichname des göttlichen Sohnes auf dem Schoosse. Rechts im Grunde zeigt sich der Eingang in die Grabeshöhle. Unten im Bande steht in zwei Zeilen: Micheangelos Bonarotuss Florent. etc. Es ist diess die berühmte Pieta, des Michel Angelo in der St. Peterskirche zu Rom. Der Stich ist in der Weise der Grablegung, welche Zani VIII. 2. p. 244 beschreibt. Aeusserst selten.
10) Der Tod der Cleopatra. Sie liegt nackt auf einem Ruhebette, und hält nur den linken Schenkel durch ein Gewand bedeckt. Den linken Arm umschlingt die Schlange, welche sie in die Brust sticht. Im Grunde ist eine Mauer, und links unten auf einem Täfelchen steht das Monogramm mit der Jahrzahl 1550. H 3 Z. 6 L. Br. 5 Z. 6 L
Dieses Blatt ist sehr selten, und kommt nie im schwachen Abdrucke vor.
11) Mars und Venus. Sie sitzen in Umarmung, ersterer links, und rechts hinter der Venus bemerkt man Cupido. Unten steht: MARS. VENVS., und das Zeichen. H. 3 Z. Br. 2 Z. 1 L.
Dieses Blatt ist geätzt, und in Brulliot's Table generale p. 158 No. 22 beschrieben.
12) Venus auf dem Bette liegend, und rechts vor ihr Cupido. Oben rechts: CVPIDO, und das Zeichen. H. 1 Z. 11 L. Br. 3 Z. 7 L.
Auch dieses Blatt ist geätzt, und kommt, wie das obige, selten vor.
13) Die Satyrin mit zwei säugenden Jungen unter dem Baume sitzend. Unten rechts das Zeichen. H. 2 Z. 2 L. Br. 1 Z. 8 L.
14) Der Satyr mit dem Kinde am Fusse eines Baumes sitzend. Das Kind steckt ihm eine Beere von der Traube in den Mund. Mit dem Zeichen rechts unten. Gegenseitige Copie nach Marc Anton B. No. 281. H 4 Z. 7 L. Br. 3 Z. 5 L.
15) Silen auf dem Esel nach rechts hin reitend, und in Begleitung von zwei Satyrn. In einer runden Einfassung von Ornamenten mit vier Fruchtvasen, und vier Büsten von Kriegern und Frauen. Im Geviert 7 Z.
16) Der Fleiss und die Trägheit, von F. v. Bartsch (Die k. k. Kupferstichsammlung in Wien S. 142) erwähnt. Links liegt ein junger Mann im Schoosse der Trägheit, und ein junges, halb nacktes Weib berührt seine Stirn mit dem Stabe. Rechts von diesem sitzt ein anderer junger Mann auf dem Steine neben einer lorbeerbekränzten Jungfrau, welche den Tintennapf hält, da der Mann auf eine Tafel schreibt, deren Kante die stehende Figur mit der linken Hand berührt.
Ueber den beiden Gruppen ist das Lebensschicksal der Männer bildlich vorgestellt. Am untern Rande lauft der Spruch hin: SVM BONA LAVDATIS SIC DICTA SOLERTIA SECLIS DESIDIAM SPERNO SED PLACET- VSQVE LABOS. Ohne Zeichen. H. 13 Z. 5 L. Br. 17 Z. 6 L.
Diese allegorische Darstellung ist nach einer Zeichnung des Siciolante da Sermoneta gestochen. Sie befand sich im vorigen Jahrhundert im Cabinct Crozat, und wurde für dasselbe von Jean Haussart unter dem Titel: La Vertu, nachgebildet. P. J. Mariette erkannte darunter den im Schoosse der Wollust ruhenden Herkules, wie er von der Tugend zum thatenreichen Leben aufgefordert wird. In der k. Eremitage zu St. Petersburg befindet sich ein Gemälde mit dieser Composition, welches aber im Grunde das sturmbewegte Meer vorstellt. Das Exemplar in Wien stammt aus der Sammlung des Grafen Fries, in welcher aber der Stich dem „Cor. Met." zugeschrieben wurde, welchen wir mit Cornelius Matsys nicht für eine Person halten möchten. In Meusel's Archiv I. 4. S. 122 wird ein Gemälde mit Sermoneta's Namen erwähnt, welches im vorigen Jahrhundert A. Pechwell besass. Dieses Gemälde soll ein Cornelius Mette gestochen haben, worunter wahrscheinlich der erwähnte Meister zu verstehen ist. In Meusel's Archiv ist wohl die Quelle dieser Angabe zu suchen.
17) Eine Bäuerin mit dem Kruge auf dem Rücken, und einem Ei in den Armen nach rechts schreitend. H. 2 Z. Br. 1 Z. 3 L.
Dieses schöne und sehr seltene Blättchen ist ohne Zeichen, man schreibt es aber unbedingt dem C. Matsys zu.
18) Das Weib, welches die Hose anziehen will. Es schlägt nach dem links auf dem Boden sitzenden Manne in Weiberkleidung. Links oben im Fenster ist das Zeichen, und im Rande steht: Svs Syse Ge Plaecht, Alss Dwie De Broeck Draecht. H. 2 Z. 1 1/2, L. Br. 1 Z. 8 L.
19) Eine Arabeske mit links und rechts sich scheidenförmig endenden Figuren. In der Mitte ist ein weiblicher Satyr, welcher ein Tuch ausbreitet, unten sieht man ein Fratzengesicht, und tiefer steht das Monogramm mit der Jahrzahl 1560 auf einem Täfelchen. H. 3 Z. 11 L. Br. 2 Z. 5 L.
Dieses Blatt ist sehr selten, und weist eine längere Thätigkeit des Künstlers nach, als man bisher angenommen hat. Die Zahl 6 scheint nicht durch Korrektur später entstanden zu seyn.
20) Arabeske mit einem Idol in der Mitte, welches von zwei rechts und links kauernden weiblichen Figuren angebetet wird. Zwischen zwei phantastischen Männerfiguren, auf deren Schultern das Idol ruht, bemerkt man das Monogramm. H. 2 Z. 4 L. Br. 8 Z. 4 L.
21) Arabeske mit einem sitzenden Satyr, welcher in jeder Hand einen Zweig hält. Unten ist der Kopf eines Satyrs, und in der Mitte unter diesem das Zeichen. H. 2 Z. 2 L. Breite unten 1 Z. 6 L., oben 1 Z. 9 L.
22) Arabeske mit einer weiblichen Figur in halbem Leibe. In der Mitte oben steht die Jahrzahl 1549 und links das Zeichen. H. u. Br. 2 Z. 1 L.
23) Arabeske mit einer weiblichen Figur, welche oben gegen die Mitte ihre Hände auf die Köpfe zweier nackten Kinder legt. Seltenes Blatt, 12.
Literatur
Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).
Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879
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