Nagler 3-853 Unbekanntes Monogramm
Objektnummer: 4269
Nagler: 3-853
Verwendung: 16. Jhdt.
Wo angebracht: in der Platte
Farbe: schwarz
Typ: Monogramme
Text Nagler Band 3 Nr. 853:
Unbekannter Zeichner und Formschneider, welcher in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Cöln thätig war. Er war sicher auch zeichnender Künstler, da seine Blätter sehr correkt und mit grosser Zartheit durchgeführt sind. Bartsch IX. p. 565 beschreibt nur drei Holzschnitte, welche ihm aus einem Buche geschnitten vorlagen, nämlich aus der Postille von Jakob Feucht. In diesem Werke ist die ganze Passion, welche nicht allein Bartsch, sondern auch Merlo unbekannt blieb. Letzterer erwähnt in seinen Nachrichten von dem Leben und den Werken kölnischer Künstler einen Maler Johann von Essen, welcher unter dem 5. Februar 1561 im Buch Eckardi des Schreins von St. Martin vorkommt. Ueber diesen Meister ist weiter nichts bekannt, wir möchten ihn aber für unsern Monogrammisten halten, da dieser in Cöln gelebt haben muss. Man kann ebensowohl IE als HE lesen, und somit würde man der Erklärung des Zeichens weiter keinen Zwang anthun.
Johann von Essen kommt 1561 mit seiner Frau vor, und war daher bereits ein reifer Künstler. Von 1561 an fallen auch die Blätter unsers Meisters in kölnischen Druckwerken. Vgl. auch den folgenden Artikel.
1) Die Passion unsers Herrn und Heilandes, in folgendem Werke: PosliIIa Calholica Euangeliorum de Sanctis totius Anni. Das ist: Calholische Auslegung aller Fest und Feyertäglichen Euangelien durch das gantze Jar. — Durch Jacobum Feuchtium — Bambergischen Weyhebischouen — Drei Theile. Gedruckt zu Cöln durch Gerwinum, Calenium vnd die Erhen Johann Quenlels, Im Jar M.D.LXXX., fol. Die Passionsvorstellungen sind im dritten Theile dieser grossen Postille enthalten. H. 3 Z. 11 L. Br. 5 Z. 1 L.
1. Christus deutet seinen Jüngern an, wo das Osterlamm bereitet werden sollte. Er steht rechts bei ihnen, und am Baume nach links hin schickt St. Petrus einen Mann mit dem Kruge nach der Stadt. Unten am Säulenschafte das Zeichen. B. No. 1.
2. Das Abendmahl des Herrn in einem Saale mit offener Säulenhalle. Links unten das Zeichen. Diese Vorstellung kommt dreimal vor.
3. Die Fusswaschung des Herrn in einem Saale mit Säulen. Petrus sitzt in der Mitte vorn auf einem Stuhle, und links hinter dem knieenden Heiland steht eine Frau mit der Vase. Ohne Zeichen.
4. Christus am Oelberg und die im Vorgrunde schlafenden Jünger. Links unten das Zeichen.
5. Die Gefangennehmung des Herrn, oder wie er von Soldaten umringt .dem Malchus das Ohr anheilt. Rechts unten das Zeichen.
6. Christus vor Annas geführt, letzterer rechts auf dem Throne, auf dessen Fusstritt das Zeichen steht. Kommt zweimal vor, auch in dem Capitel mit Christus vor Caiphas.
7. Christus vor dem Hohenpriester, welcher sein Gewand zerreisst. An der Stufe des Thronsitzes das Zeichen. Kommt zweimal vor.
8. Christus vor Pilatus geführt. Letzterer steht auf der Stufe vor der Halle, und befiehlt, ihn zum Gericht hinzunehmen. Unten auf dem Boden das Zeichen.
9. Judas wirft dem Pharisäer im Tempel den Beutel hin. Rechts unten am Steine das Zeichen.
10. Christus vor Pilatus auf dem Throne, wie letzterer fragt, ob er der König der Juden sei. Links unten an der Säule das Zeichen.
11. Die Geisslung Christi. Er ist rechts an eine Säule gebunden, neben welcher man ein Täfelchen mit dem Zeichen sieht.
12. Die Dornenkrönnng vor dem Gerichtshause. Rechts an der Säule das Zeichen. Der Stock befindet sich in der fürstlichen Sammlung zu Wallerstein. B. No. 2.
13. Christus dem Volke ausgestellt, links auf einer Tribüne neben Pilatus. Links oben das Zeichen zwischen der Jahrzahl 1518 B. No 3.
14. Christus unter der Last des Kreuzes sinkend, und wie ihm Veronika das Tuch reicht. Unten in der Mitte das Zeichen.
15. Christus an das Kreuz genagelt auf dem Boden liegend. Ohne Zeichen.
16. Christus am Kreuze erhöht zwischen den Mördern. Am Fusse des Kreuzes das Zeichen. Kommt zweimal vor.
17. Die Kreuzabnehmung. Am Steine neben dem Kreuze das Zeichen.
18. Die Grablegung Christi, links vor der Grotte. Am Sarkophage das Zeichen.
Ausser der Passion sind noch folgende Blätter in dem Werke von Feucht, und in der Grösse der übrigen :
19. Christus mit seinen Jüngern, umgehen von Juden und Priestern, wie er ihnen die Sendung verkündet, und dass sie den Tod zu leiden haben. Links vor dem Thore der Stadt wird Stephan gesteinigt, und unten ist das Zeiehen.
20. Christus mit den Jüngern in der Gegend von Jerusalem, wie er zu Petrus sagt, dass er ihm folgen soll. Rechts stehen drei Bäume, und im Grunde zeigt sich das Thor der Stadt. In der Mitte am Hügel das Zeichen.
2) Die kleine katholische Poslille von Jakob Feucht. Cöln 1576, 8. In diesem Werke sind viele Holzschnitte mit dem Zeichen unsers Künstlers, und mit jenem des Antonius Silvius I. No. 80. Die Darstellungen gehören zu den Sonn- und Festtags-Evangelien.
3) Catholische Bibel, trewlich verteuscht durch D. Johan Dietenberger. Cöln bei Qnentel und Calenius 1564, 1571, 1578, 1582, 1597, 1601, 1610, 1618, 1626, gr. fol.
Für die xylographische Ausschmückung dieses Prachtwerkes wurden viele Künstler beschäftiget. Von unserm Monogrammisten sind folgende Blätter:
1. Die grosse Titelverzierung. Oben sind die Wappen des Kaisers Ferdinand I. und des Königs Maximilian II. mit der Schöpfung der ersten Menschen angebracht. Zu den Seiten bemerkt man acht biblische Vorstellungen, und unten die Wappen der Kurfürsten von Mainz, Cöln und Trier, dabei links der kölnische Bauer, rechts die Jungfrau. In den mittleren Zwischenräumen halten zwei Löwen die Wappen der Quentel und Calenius. In der Mitte befindet sich das Monogramm. H. 12 3/8 Z. Br. 8 1/8 Z.
2. Der Apostel Paulus mit dem Boten. Rechts gegen unten das Monogramm, qu. 8. Dieses Blatt kommt im neuen Testamente viermal vor.
4) Catholische Bibel, mit schönen kunstreichen Figuren geziert, von Johann Dietenberger. Zu Cöln, durch Gervinum Calenium vnd die Erben Johann Quenlels, Im Jar 1582, kl. fol.
Die kleinen Holzschnitte von unserm Monogrammisten und von Anton Silvius kommen theils schon früher in Eder's Catechismus vor, es kamen aber viele neue hinzu. Die Evangelisten Matthäus, Lucas und Johannes tragen die Monogramme unsers Künstlers und des Anton Silvius. Die Titolverzierung mit dem jüngsten Gerichte ist Copie nach dem Baseler Meister I F.
5) Das new Testament - newerlich verteutscht durch D. J. Dietenberger. Cöln 1585, 1597, 8.
6) Compendium catechismi catholici, quo ut antea semper, ita etiam ex Decreto concilii Tridentini pie recteque S. Romana et Apostolica utilur Ecclesia —. Per D. Georg Eder. Coloniae Apud Geruuinum Calenium et Haeredes Joannis Quetelii, Anno 1570, 8.
In diesem Werke sind viele kleine Holzschnitte mit dem Zeichen. H. 2 1/8 Z. Br. 2 1/2 Z. Nur die Vorstellung der sieben Sakramente hat die ganze Blattgrösse. H. 5 1/2 Z. Br. 3 3/8 Z.
7) Laurentius Sarius de probalis Sanctorum Historiis. Coloniae apud Calenium et Haeredes Quentelii 1576, 1579, fol.
In diesem Werke findet man das Bildniss des Carthäusers Lorenz Surius. Er schreibt in das vor ihm liegende Buch die Worte: In te dne speraui, nö confundar in aeter. Unten an dem auf dem Tische stehenden Cruxifixe ist das Monogramm. H 5 Z. Br. 4 1/2 Z. Das Bildniss ist auf dem Titelblatte eingedruckt.
8) Die Verlagsvignette der Calenius-Quentel'schen Buchhandlung. In einer Rundung reisst Simson dem Löwen den Rachen auf. Die zierliche Einfassung besteht aus Schnitzwerk mit dem kölnischen Wappen, vier Genien und einem Löwen, welcher das Wappen der Buchhändler hält. Ueber dem Kopfe des Löwen ist das Monogramm. H. 3 1/2 Z. Br. 3 Z.
Diese Vignette kommt auf dem Titel von Druckwerken des Johannes Quentel und Gerwin Calenius vor, wie im Chronicon Joannis Naucleri 1564, in L. Surii Commenlarius brevis in Urbe qestarum 1568, u. s. w.
9) Das Buchhändler-Zeichen des Johann Kinckius zum Einhorn (ad Intersigne Monocerotis). Zu den Füssen der allegorischen Figur mit Schwert und Waage lagert ein Einhorn in der Landschaft. Auf der darüber stehenden Spruchrolle steht: In Sanctitate et Justitia Coram ipso. Mit dem Zeichen.
Diese Vignette scheint aus der letzten Zeit des Künstlers zu stammen, und muss lange gebraucht worden seyn. Wir finden sie noch in Contzen's Methodus Doctrinae Civilis, Seit Abissini Regis Historia 1628, 8.
10) Das Wappen des Churfürsten Daniel von Mainz in reicher Verzierung. Oben ist eine fünfzeilige Ueberschrift: Daniel Dei Gratia Eleclor — —.
Dieses Wappen findet man auf der Kehrseite des Titels: Postillae sive Conciones ü. Joannis Feri. Coloniae, apud Haeredes Arnoldi Birkmani. Anno 1558. Es ist ohne Zeichen, Merlo schreibt aber den Holzschnitt unserm Künstler zu.
11) Ein Thurm, auf welchem zwei allegorische Figuren: IVSTITIA und PAX, sich die Hände reichen. Neben dem Wappen in der Mitte des Thurmes stoben die allegorischen Figuren MISERICORDIA u. VERIATAS. Unter dein Worte Pax ist das Zeichen. H. 7 5/8 Z. Br. 5 1/8 Z.
Literatur
Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879
Haben Sie Hinweise zu diesem Eintrag oder eine weitere photographische Ansicht eines der
links stehenden Objekte, senden Sie uns bitte eine Email mit der Abbildung.