Anton Sallaert

Objektnummer: 3192
Nagler: 1-1239
Verwendung: 16. Jhdt.
Wo angebracht: recto / im Holzstock
Farbe: schwarz
Typ: Monogramme
geboren: um 1775
gestorben: 1649

Text Nagler Band 1 Nr. 1239:

Anton Sallaert, Maler, Radirer und Formschneider, wurde um 1575 zu Brüssel geboren, und gehört zu den fruchtbarsten Künstlern seiner Zeit. Der vertraute Freund des P. P. Rubens, folgte er der von diesem bezeichneten Richtung, ist aber weniger durch Gemälde, als durch die vielen nach seinen Zeichnungen gefertigten Holzschnitte bekannt. Die im Museum zu Brüssel vorhandenen Gemälde erweisen ihn aber auch als tüchtigen Maler. Da sieht man von ihm eine allegorische Darstellung des Leidens Christi, eine in Brüssel gehaltene Prozession, den Aufzug der Gilden auf dem grossen Platze daselbst, und ein Armbrustschiessen von 1620. Einige Schriftsteller nehmen 1632 als sein Todesjahr an, allein der Künstler war noch kurz vor 1649 thätig.
Die gegebenen Monogrammenkommen gewöhnlich auf Holzschnitten vor, wir fanden aber auch Zeichnungen mit einer ähnlichen Signatur. Auf die erwähnten Gemälde macht Immerzeel (De levens an werken der holl. en vlaam. Schilders III. p. 52) aufmerksam, gibt aber nicht an, ob sich ein Monogramm, oder die Initialen A.S. darauf befinden. Hinsichtlich der Namenszeichen ging dieser Schriftsteller nicht weiter als Brulliot, so wie er überhaupt mit Sallaert sehr kurz verfuhr. Da es hier vornehmlich um Holzschnitte sich handelt, so bemerken wir zunächst, dass man gewöhnlich dem Sallaert nur die Zeichnungen zu denselben zuschreibt, ihn aber von der Ausführung auf Holz ausschliesst. Allein ein Theil der Blätter ist sicher von ihm selbst geschnitten, da kein anderer Formsehneider so sehr die zeichnende Hand verräth, als diess in einigen Schnitten der Fall ist. Technisch vollendeter sind allerdings die Blätter des J. Ch. Jegher, und des C. Cool, eines bisher nicht genannten Meisters. Ob auf irgend einem Blatte auch das Schneidmesserchen mit einem der gegebenen Monogrammen des A. Sallaert vorkomme, wissen wir zur Zeit nicht, man findet aber einen Holzschnitt mit einem abweichenden Zeichen und dem Messer (No. 1237), welcher wahrscheinlich von Sallaert herrühret, so dass über seine Ausübung der Formschneidekunst kaum ein begründeter Zweifel herrschen kann. Die besonders malerischen Holzschnitte tragen zuweilen das Zeichen Sallaert's allein, während auf den meisten anderen Blättern auch jenes des Formschneiders I C I. (J. C. Jegher) sich befindet. Die ganz in Zeichnungsmanier gehaltenen vier Blätter mit den Brustbildern der Evangelisten sind ebenfalls ohne Zeichen des Formschneiders. Der Holzschnitt mit St. Marcus hat das zweite Zeichen. Jenes mit St. Lucas trägt ein kleineres Zeichen, und die beiden anderen Blätter sind mit AS. versehen.
Analog im Technischen den Radirungen des Meisters sind einige Blätter in dem äusserst seltenen Catechismus des Pater Jodocus Andries, unter dem Titel: Neccessaria ad Salutem scientia -- per icones quinquaginta duas repraesentata. Antverpiae typis Cornelii Woons MDXLIV, 12. Die meisten Blätter sind indessen von J. Ch. Jegher, theils auch nach Zeichnungen von A. van Diepenbeoke und E. Quellinus. Im Jahre 1655 veranstaltete C. Woons auch eine Ausgabe mit deutschem Text: Nothwendige Wissenschaft zur Seeligkeit. In zwei und fünfzig Figuren fürgehalten etc. Die Auflage scheint nicht gross gewesen zu seyn, da der deutsche Catechismus noch seltener, als der lateinische ist. Vierzig andere kleine Holzschnitte mit den kleineren Zeichen Sallaert's und jenem des J. C. Jegher (ICI), Scenen aus dem Leben der Maria und des Heilandes enthaltend, sind in dem seltenen Gebotbuche des J. Andries : Perpetua crux: sive passin Jesu Christi a puncto incarnationis ad extremum vitae. Anlverpiae typis C. Woons 1649. 12. Besonders malerisch behandelt ist das Blatt mit dem Heilande, welcher von Pilatus weggeführt wird. Es trägt nur das Zeichen Sallaert's. Dieselben Blätter findet man auch in einem zweiten Gebetbuche von Andries: Altera perpelua crux Jesu Christi - . Anlverpiae, C. Woons 1640, 12. Diese Gebetbücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Die Altera Crux erschien schon 1650 zu Cöln bei Constantin Münich mit 40 Copien in Kupferstich. Der Nachdrucker nahm sogar ein kaiserliches Privilegium. Stiche und Holzschnitte nach Zeichnungen von Sallaert findet man auch In folgendem Werke: Corona sacratissimorum Jesu Christi vulnerum XXXV — illustrala per G.Guil.de Waela Vronesteyn. Anlverpiae 1649, 8. Einige Holzschnitte sind von J. C. Jegher. Das Lamm Christi und der Schmerzensmann haben Sallaert's Zeichen. Dann findet man auch einzelne Blätter mit dem Monogramme. Das bedeutendste ist jenes mit dem gekreuzigten Heilande, wahrscheinlich für ein Missale bestimmt. Auf diesem schönen Holzschnitte findet man das Monogramm mit dem Namen des bisher unbekannten Formschneiders Ch. Cool. H. 13 Z. 8 L. Br. 8 Z. 9 L. Die Arbeit gleicht jener des Ch. Jegher, und somit könnte Ch. Cool ein Schüler desselben gewesen seyn. Die holländischen Schriftsteller erwähnen seiner nicht. Immerzeel kennt nur einen Kupferstecher Peter Cool, welcher um 1690 die Kreuztragung nach M. de Vos gestochen hat.
In Brulliot's Catalog Aretin I. No. 884 wird dem A. Sallaert irrig der Todtentanz zugeschrieben, welcher 1555 bei den Erben des Arnold Hirkmann in Cöln erschien. Wir haben im Künstler-Lexicon darauf aufmerksam gemacht, aber nicht angegeben, dass diese Imagines mortis von jenem Monogrammisten herrühren, welcher Antonius Sylvius genannt wird, und dessen Zeichen No. 80 vorkommt. An der betreffenden Stelle ist auch die Ausgabe des Todtentanzes näher bezeichnet. Vergleiche auch den folgenden Artikel.


Literatur

Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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