Nagler 1-44 Unbekanntes Monogramm
Objektnummer: 2968
Nagler: 1-44
Verwendung: 16. Jhdt.
Typ: Monogramme
Text Nagler Band 1 Nr. 44:
Unbekannt ? Die beiden kleinen Zeichen findet man auf alten Kupferstichen, welche von einem Goldschmiede herrühren. Die Heimath dieses Meisters ist in Süddeutschland zu suchen, bisher aber konnte der Name desselben nicht entdeckt werden. Ja man war sogar im Zweifel, oh das Monogramm ein A , oder vielmehr ein willkürliches Werkzeichen sei. Es kommt nämlich auch in Verbindung mit dein Buchstaben W u. s. w. vor, und bedeutet in dieser Beziehung einen Goldschmied, d. h. Aurifaber. Französische Schriftsteller bezeichnen es öfters mit dem Worte Losange.
Wir fanden eine alte Zeichnung eines Goldschmiedes, welcher in München gelebt haben muss. Dieses Blatt enthält einen 8 Zoll breiten Fries mit gothischem Laubwerk und Wappenschilden, welchen das alte herzoglich-bayerische Wappen zu Grunde liegt. Der Fries ist mit der Feder ausgeführt und kann verlängert werden, so dass er wahrscheinlich zur Verzierung eines Bechers oder eines anderen Gefässes benutzt wurde. Diese Zeichnung trägt mit der Feder gezogen das erste Monogramm, und am Rande steht, anscheinlich von einer gleichzeitigen Hand
geschrieben: Ambrosj. Aus alten Papieren der Künstlerzunft in Münzen kennen wir einen Goldschmied dieses Namens, welcher 1500 schon zu den älteren Meistern gehörte. Er ist wahrscheinlich der Vater des Ambros Gemlich von München, welcher 1530 den schönen Degen des Kaisers Carl V. in der Ambraser Sammlung fertigte. Im Ladzettel von 1500 ist aber der Name des Goldschmiedes Amprossy geschrieben.
Bartsch, P. gr. VI. p. 53, zählt unsern Monogrammiston zu den Schülern des Meisters E. S. (gothisch), und auch Passavant, deutsches Kunstblatt I. S. 221, stimmt hierin bei. Der Meister mit dem gegebenen Zeichen, welchen wir Ambros (Gemlich) nennen möchten, copirte nach ihm die Blätter Nr. 1, 3 und 4, und die anderen sind ganz in dessen Weise ausgeführt. Auch hat er eine Platte desselben (Nr. 113) aufgestochen, und dieser sein Zeichen beigefügt Ottley, Inquiry etc. II 624 bringt ihn mit dem Meister W, welcher dasselbe Zeichen beifügte, in Verbindung. Dieser Stecher arbeitete aber in anderer Weise.
Bartsch beschreibt folgende Blätter:
1) Ein stehendes Weib in langem faltenreichen Gewande mit einem Banner in der Rechten, und mit der Linken einen Schild haltend (den herzoglich bayerischen), von vorne gesehen. In der Mitte unten das Zeichen. H 3 Z. 9 L. Br. 2 Z. 5 L.
2) Eine stehende Königin, von vorne gesehen. Sie hat eine Krone auf dem Haupte, welches auch mit einer in zwei Spitzen sich endenden Haube bedeckt ist. In der linken Hand trägt sie das Scepter, und die andere ist an den Bauch gelegt. Links oben ist ein Wappenschild mit Rauten in einem Felde, wahrscheinlich die sogenannten bayerischen Wecken. Ohne Zeichen, aber nach Bartsch sicher von diesem Meister. H 3 Z. 6 L. Br. 2 Z. 6 L.
3) Der Löwe mit Schild und Eahne. Letztere erfasst er mit der rechten Tatze , und die linke legt er auf den Schild mit vier Feldern. Unten gegen rechts, zwischen dem Schilde und dem Schweife des Löwen, das Zeichen. H 3 Z. 7 L. Br. 2 Z. 6 L.
4) Das junge Einhorn, oder die Fabel von der Entstehung desselben , nach welcher es in der Wüste von einem wilden, mit Haaren bewachsenen Mädchen geboren wurde. Letzteres sitzt auf einem Felsen, und schlingt den einen Arm um den Hals des Thieres, während dieses einen Fuss auf den Schooss der zärtlichen Mutter legt. Ueber die altchristliche Allegorie vom Einhorn s. eine andere Auslegung Frenzel in der Geschichte des k. Kupferstich-Cabinets in Dresden. Leipzig, R. Weigel 1854 S. 32. Links nach unten ist das Zeichen. H 3 Z. 8 L. Br. 2 Z. 6 L.
5) Ein Hirsch, ein Spiesser und ein Adler. Ersterer liegt mit dem Körper nach links, und hinter ihm steht der Spiesser nach links gewendet. Der Adler schwebt oben in der Luft, fast in Mitte, des Blattes. Ohne Zeichen. Dieses Blatt scheint ein Theil einer Spielkarte zu seyn, und als III gedient zu haben. H 3 Z. 5 L. Br. 2 Z. 4 L.
6) Das Blatt VI aus einer Spielkarte. Es stellt sechs verschiedene Thiere vor. Oben fasst ein Affe den andern beim Ohre, und hält ihn am Stricke. Rechts ist ein Haase, welcher den Affen am Kopfe kratzt. Unten greift ein Löwe den Bären an, indem beide auf den Hinterfüssen sich erheben. Links in halber Höhe frisst ein Eichhörnchen. Nach
unten zwischen dem Löwen und dem Bären ist das Zeichen. H 3 Z 5 L. Br. 2 Z. 4 L.
Literatur
Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879
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