Objektnummer: 2917
Nagler: 4-22
Verwendung: 15./16. Jhdt.
Typ: Stechermarken
geboren: um 1478
gestorben: 1533-36
Text Nagler Band 4 Nr. 22:
Jan Gossaert, von seinem Geburtsorte Maubeuge J.de Mabuse, Mabusius, Mabugius, Maubeuge, Maboggio, Malbodius und Maubuge genannt, ist unter dem Monogramm JMB III. No. 2846 bereits eingeführt, und wir beziehen uns vor Allem auf jenen Artikel, da wir es nöthig fanden, auf den Meister IMS zu vorweisen. Bartsch VII. p. 846 zählt ihn zu den unbekannten Kupferstochern der deutschen Schule, und zählt nur die Blätter mit den Initialen auf, ohne auf den Urheber und die Zeit seiner Thätigkeit Rücksicht zu nehmen, H. Weigel, Kunstkatalog No. 14,956, ist der erste, welcher auf Jan Mabuse verfiel, indem die Blätter mit IMS lebhaft an ihn erinnern, und er findet es nicht zu gewagt, diesem Meister auch den Stich zuzuschreiben. Jan Mabuse hatte 1520 auf 1521 in Middelburg den Albrecht Dürer kennen gelernt, und da der deutsche Meister auf seiner Reise auch Kupferstiche und Holzschnitte mit sich führte, so konnte Mabuse leicht angereizt worden, mit der Nadel und dem Grabstichel, ja selbst mit dem Schneidmesser sich zu versuchen, da auch das Datum 1522 dafür zu sprechen scheint. Passavant, P. gr. III. p. 22, schreibt dem J. Mabuse wenigstens die Radirung mit dem verspotteten Heiland zu, und in den IMS gezeichneten Blättern findet er den Styl desselben so entschieden, dass man den Stich eher dem Mabuse, als einem Nachahmer seiner Art, zuschreiben kann. In diesem Falle muss aber das I M S 1521 gezeichnete Gemälde in der Gallerie des k. Museums in Berlin von Jan Mabuse herrühren. Es stellt das Urtheil dos Salomon vor, nach Waagen (Verzeichniss der Gemälde-Sammlung S. 188 No. 92) von einem niederländischen Meister, welcher unter dem Einflüsse des Bernard van Orley und Lukas van Leyden stand. Dieser Meister wird nun Jan de Mabuse seyn.
1) [B. 1] Die hl. Jungfrau das Jesuskind küssend in halber Figur. Sie sitzt rechts am Fusse eines Baumes nach links gewandt mit dem Kinde auf dem Schoosse, welches einen Apfel hält. An einem Aste des Baumes hängt das Täfelchen mit IMS 1522. Höhe 4 Z. 8 L. Br. 3 Z. 2 L.
In W. Y. Ottley's Collection of Facsimiles of scarce and curious prints. London 1826, ist eine Copie dieses Blattes. Weigel werthet das Original auf 8 Thlr.
2) Die hl. Jungfrau, wie sie dem Kinde eine Frucht reicht. Sie sitzt nach rechts gewandt auf dem Boden, und neigt sich gegen das Kind auf dem Schoosse. Rechts unten IMS. Höhe 8 Z. 8 L. ? Br. 3 Z. 10 L.
3) [B. 2] Der leidende Heiland vor einem alten Gemäuer sitzend nach rechts, mit der Dornenkrone, und nur mit einem leichten Tuche um die Lenden. Er stützt den Arm auf den linken etwas höher stehenden Schenkel, und legt das Haupt auf die linke Hand. Rechts zurück reicht der Kriegsknecht in halber Figur gebückt dem Heiland das Rohr, und hinter ihm öffnet sich ein gothisches Thor. H. 7 Z. 8 L. Br. 8 Z. 8 L. Dieses Blatt ist radirt, und ohne IMS, Passavant schreibt es aber diesem Meister zu. In neueren Abdrücken ist unten in der Mitte das Monogramm des A. Dürer beigefügt, und daher ist das Blatt bei Heller No. 2263 beschrieben.* Einen Abdruck ohne Monogramm fand Passavant im Pariser Cabinet.
Holzschnitt.
4) [B. 3] Herkules und Omphale. Enteret sitzt links in Profil auf einem Picdestal, hält die Keule in der linken Hand, und stützt die andere auf den Schenkel der Omphale, welche gegenüber sitzt. Links oben an der Säule IMS. II. 9 Z. 6 L. Br. 6 Z. 3 L. Passavant widerstreitet die Eigenhändigkeit von Malerformschnitten, in diesem Falle gesteht er aber inconsequenter Weise selbst zu, dass Mabuse sich im Formschnitt versucht haben könnte. R. Weigel erklärte im Kunstkatalog No. 15.272 dieses schöne Blatt schon früher für Arbeit des Meisters, und man wird auch schwerlich einen anderen Formschneider namhaft machen können.
Literatur
Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).
Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879
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