Objektnummer: 2888
Nagler: 3-12
Verwendung: 16. Jhdt.
Typ: Monogramme
geboren: vor 1588
gestorben: nach 1613
Text Nagler Band 3 Nr. 12:
Jacques Granthomme, Zeichner und Kupferstocher von Heidelberg, ist nach seinen Lebensverhältnissen unbekannt. Er trat gegen 1588 auf, und scheint auch Italien gesehen zu haben. Um 1600 hielt er sich in Frankfurt am Main auf, wahrscheinlich von Theodor de Bry berufen, welcher damals durch J. J. Boissard beschäftiget war, nämlich für folgendes Werk: J. J. Boissardi et aliorum Romanae urbis topographia et anliquitates, elegantissimis figuris illustrata per Th. de Bry. 6 Voll, Francofurti 1597, 1602, fol., dann 1627 und 1681, fol. In diesem Werke sind Blätter von Granthomme, meistens römische Statuen, Gruppen u. s. w. vorstellend. Es kommt aber auf keinem Blatte eines der obigen Zeichen vor, nur zuweilen ein aus IGHT bestehendes Monogramm. Dass der Künstler auch einige Zeit in Italien gelebt habe, könnte man aus folgendem Werke schliessen: La Teoria e Pratica di bene scrivere — composta per Alberto Mureli. Apresso Silvestro Marchetti in Siena 1590. Die 23 Blätter dieses Werkes sind von Granthomme gestochen, qu. fol. Dann illustrirte dieser Künstler auch ein mythologisches Buch , in welchem 22 Blätter mit Götterbildern vorkommen, qu. 4. Der Titel des Werkes ist uns unbekannt. Auf vier anderen Blättern stellte er die Geschichte des Adonis vor, 8. Die Zahl der Kupferstiche dieses Meisters ist ziemlich bedeutend, es findet sich aber kein Verzeichniss derselben. Sie sind eben so ungleich im Stiche, als in der Bezeichnung. Die ohigen Monogrammefindet man auf Bildnissen, welche grösstentheils in Heidelberg, und vielleicht auf Veranlassung des J. J. Boissard gestochen sind. Auf solchen kommt auch der Name des Künstlers vor, unsers Wissens immer Granthomme, nicht Grandhomme, wie man gewöhnlich angegeben findet. Wir nennen hier die Bildnisse von Jakob I. von England, Heinrich III. und IV., Carl IX., Ludwig XIII. von Frankreich, Friedrich IV. von der Pfalz zu Pferd (fol.) und in Büste (8), Friedrich V., Carl von Lothringen, Louise von Lothringen, Maria de Medici, Alessandro Farnese, Johannes Huss, Philipp Melanchton, Theodor Beza, Guido Faber, Jakob Grynäus , Caspar Olevianus, Daniel
Tossanus (lauter Theologen), Paul Melissus (Botaniker), Heinrich Smetius (Arzt) u. s. w. Nach Füssly stach Granthomme eine Folge von 17 Blättern mit Bildnissen von Ketzern , hier sind aber nur einige genannt. Auf mehreren Blättern mit Bildnissen steht: J. Granthomme sculp. et excud. Heidelbergae, auf anderen ist das Monogramm mit demselben Beisatz , und auch ohne Ortsangabe. Auf einem grossen, sehr seltenen Blatte nach J. v. Winghe, welches Phineas vorstellt, wie er an Zimbri die mit der Madianitin Cozbi begangene Unzucht straft,
steht: Jacobus Grandomaeus chalcogr. Heidelbergensis. Im Chronostichen ist die Jahrzahl 1607 ausgedrücht. H. 19 Z 1 L. Br. 14 Z. 3 L.
Dieser J. Granthomme wurde früher mit dem Monogrammisten GJ, welcher nach dem Beisatze ALION in Lyon gelebt hat, für Eine Person gehalten. Wir haben ihn oben unter dem Namen Jean de Gourmont No. 5 eingeführt, und verweisen im Uebrigen auf jenen Artikel. Im Künstler-Lexicon V. S. 329 sind mehrere Blätter des J. Granthomme verzeichnet, es kommen aber darunter solche von Jean de Gourmont vor, weil man früher geglaubt hat, es habe ein Jacques Granthomme in Lyon gelebt. Ch. le Blanc nennt in seinem Manuel de 'l amateur d' estampes den Meister GI. alion Jacques Granthomme senior. Das erste der obigen Zeichen haben wir nach Christ copirt, es fragt sich aber, ob es genau ist. Heller, Monogr.-Lexicon S. 210, bringt es für J. Granthomme mit dem Zeichen des Lyoner Meisters G l No. 5. Malpé und Strutt verunstalten nur das Monogramm bei Christ noch mehr, wie in Brulliot's Dict. des monogr. I. Nr. 2155 zu ersehen ist.
Literatur
Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).
Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879
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