Antonio da Trento

Objektnummer: 2697
Nagler: 1-17
Verwendung: 16. Jhdt.
Typ: Monogramme

Text Nagler Band 1 Nr. 17:

Antonio da Trento gehört mit Hugo da, Carpi zu den ersten Italienischen Meistern, welche den Holzschnitt in Clair-obscur geübt, und zur Vollkommenheit gebracht hatten. Wir haben nur spärliche Nachrichten über ihn, da die Identität mit Antonio Fantüzzi noch lange nicht erwiesen sagt nur, dass Antonio da Trento um 1530 nach Zeichnungen des Francesco Parmigianino in Bologna, in TIolz geschnitten, und Letzterer ihn auch die Kunst gelehrt habe, Abdrücke von drei Platten zu machen. Wirklich trägt das Blatt mit der Marter der Apostelfürsten die Jahrzahl 1535, so dass die frühere Periode des Künstlers festgesetzt ist. Bartsch IV. 28 beschreibt dieses Blatt, hatte aber nur einen zweiten Abdruck ohne Jahrzahl vor sich, weil er des Datums nicht erwähnt. Die zweiten Abdrücke scheinen auch nur von zwei Platten zu kommen , da man nur auf einem kleinen Theil des Vordergrundes die Höhungen bemerkt. Die Jahrzahl war daher auf der dritten Platte eingeschnitten. Die reinen Helldunkel von drei Platten haben rechts unten die Zahl DXXXV und das Monogramm des Meisters, sie gehören aber zu den Seltenheiten. H. 10 Z. 8 L. Iir. 17 Z. 8 L. Das Monogramm des Künstlers, in die Tiefe geschnitten und daher weiss, findet man ausserdem nur noch auf zwei Blättern des Meisters. Das eine, B. IV. 17, stellt den Täufer Johannes In der Wüste sitzend vor; das Zeichen steht aber nur in der 7 L. breiten Bordüre der späteren Abdrücke, nachdem die beiden Hauptplatten bereits abgenutzt waren. In den schönsten Abdrücken ist das Bild von keiner Einfassung umgeben und daher fehlt das Monogramm. H. 3 Z. 11 L. Br. 3 Z. 10 L. Ein drittes Blatt mit dem Zeichen des A. da Trento stellt einen alten am Baume sitzenden Lautenspieler vor, wie die erwähnten Holzschnitte nach der Zeichnung Parmigiano's gefertiget, und mit drei Platten gedruckt. H. u. Br. 5 Z. 2L.
Die beiden kleineren Zeichen werden dem Antonio Fantuzzi zugeschrieben, auf welchen wir unter AT und AFT zurückkommen. Man findet sie auf Radirungen in der Weise der Meister der Schule von Fontainobleau, zu welcher Fantuzzi gezählt wird, den wir aber von Antonio da Trento unterscheiden. Von der Hand des Letzteren erwähnt Vasari weder einen Stich, noch eine Radirung, sondern nur einige Holzschnitte in Helldunkel,, nach Zeichnungen, von Parmigianino. Vasari gibt dazu dem Künstler ein sehr ehrenrühriges Zeugniss mit in die Nachwelt, indem er behauptet, A. da Trento habe mittlerweile dem Meister zur Nachtszeit die Zeichnungen und andere Kunstsachen entwendet, und sei damit über alle Berge gegangen. Allein Parmigiano's Zeichnungen scheinen nicht aus Italien gekommen zu seyn, denn der berühmte A. M. Zanetti fand sie im vorigen Jahrhunderte zu Venedig auf, und fertigte darnach die bekannten Blätter in Helldunkel, gleichsam selbst ein zweiter Antonio da Trento und Hugo da Carpi. Neuere Schriftsteller nahmen indessen die Aussage des Vasari um so mehr für baare Wahrheit, als dieser Schriftsteller dem Antonio da Trento in der Zeit nicht sehr ferne stand. Man brachte Letzteren mit Antonio Fantuzzi, angeblich ebenfalls aus Trento, in Verbindung, und liess somit den Dieb der Zeichnungen in Frankreich seinen Namen ändern.
Antonio Fantuzzi trat nämlich um 1540 zu Fontainebleau unter Primaticcio als Maler im Ornamentenfache und als Kupferstecher auf, und da sowohl er, als Antonio da Trento nach Zeichnungen Parmigiano's Blätter lieferten, so sprach sich Bartsch um. so entschiedener für die Identität Beider aus, als man in dem gegebenen Monogramme AT lesen will, und auch in jenem des A. Fantuzzi diese Buchstaben enthalten sind. Der Buchstabe T bedeutet nach, der Ansicht des berühmten Verfassers des Peintre graveur „Tridentino", allein die Sache ist noch nicht ausgemacht, da T öfters auch „Taglio" oder „Tagliatore" (Incidit, Incisor) bedeutet, und Zani nachgewiesen hat. dass die Familie Fantuzzi in Bologna, nicht in Trento ansässig war. Ein Francesco Fantuzzi bekleidete 1571 das Amt eines Podesta, und 1578 liess Pasotto Fantuzzi die Gemälde in S. Jacopo daselbst restauriren. Das T in A. Fantuzzl's Monogramm, welches wir unter AKT, AN KT und AT geben, bedeutet daher höchstwahrscheinlich „Tagliatore", wie dasselbe auch auf dem Blatte mit der Verwandlung der Töchter des Mynias in Fledermäuse zu erklären ist. Auf diesem Kupferstiche liest man: Bologna InnVentoR. Antonio Fantuzzi T, fecit. 1542. Unter „Bologna" ist hier der Maler Primaticcio zu verstehen, und der Buchstabe T kann nur „Tagliatore" bedeuten, da, wie kaum zu zweifeln ist, A. Fantuzzi aus Bologna, stammt. Er musste also dem Primaticcio von Haus aus bekannt, und durch ihn berufen worden seyn. Der Meister würde sich auch wohl gehütet haben, einen Dieb in die Dienste des Königs von Frankreich zu bringen, Fantuzzi hatte anfangs auch nur die untergeordnete Stelle eines Decorationsmalers, und daher mag es wohl gekommen seyn, dass er mehr als Kupferstecher (Intagliatore) gelten wollte. Wir können nicht glauben, dass Fantuzzi mit dem Antonio da Trento des Vasari eine Person sei, wie wir auch die Geschichte mit der Entwendung der Zeichnungen des Parmigianino dahin gestellt seyn lassen. Der Umstand, dass beide Künstler unter dem Einflusse des letzteren Meisters gestanden, ist nicht erheblich, da Parmigianino mehrere Schüler und Nachahmer
hatte. Für die Trennung beider Künstler spricht auch noch eine Notiz des Abbate Zani, welcher in einer Handschrift des Bolognesers F Oretti gefunden hatte, dass die Familie des Antonio da Trento den Namen Cavalli führte. Ein Antonio Cavalli, nach Zani Schüler des.Parmigianino und Formschneider, erschlug den Sohn eines gewissen Pizzoli, und hatte daher wahrscheinlich die Flucht ergriffen. Vielleicht hängt diese Geschichte mit Vasari's Angabe zusammen, so dass er den Mörder auch noch zum Diebe macht. Die Familie Cavalli erlosch 1585 in Trento, zählte aber schon 1427 einen Canonicus. "Wenn wir daher dem Oretti Glauben Schenken dürfen, oder vielmehr dem Abbate Zani, so ist es nicht zu gewagt, den Formschneider Antonio Cavalli mit dem Antonio da Trento des Vasari für eino Person zu halten, gesetzt auch, dass Oretti seinen Formschneider A. Cavalli nicht in Trento, sondern in S. Pietro geboren werden lässt. Es reicht wohl hin, zu wissen, dass die Familie Cavalli schon im 15. Jahrhunderte zu Trento ansässig war, und so mag es Antonio vorgezogen haben, statt Cavalli sich da Trento zu nennen. Nach dem, was bisher bemerkt ist, hätte also Antonio Fantuzzi mit Antonio da, Trento nur den Taufnamen gemein, und dass er nicht aus Trento, sondern aus Bologna stamme, scheint auch eines seiner radirten und gestochenen Blätter zu beweisen. Es stellt eine künstliche Grotte vor, und enthält in der Mitte folgende Inschrift: Ant. Fantuz. I. De Bologna. Rechts steht: Fecit AI. D. M. D. 45. Der Buchstabe I vor De, Bologna bedeutet wohl lnventor, nicht Intagliatoro.
Der Inventor de Bologna ist Fantuzzi selbst, nicht Primaticcio, da er im Fache der Grotteske beschäftiget war. Die Blätter mit Landschaften und Ornamenten sind wahrscheinlich durchgängig nach seiner Erfindung radirt, die, Figuren aber könnten von Primaticcio gezeichnet seyn.
Bartsch P. gr. XII, p. 211 beschreibt die Holzschnitte des Antonio la Trento, und Tom. XVI, p. 234 ff. die Radirungen des Antonio Fantuzzi , welchen er mit dem ersteren für eine Person hält. Er scheint zehn Holzschnitte in Clair-obscur für entschiedene Arbeiten des Antonio da Trento zu halten. Malpe und Brulliot fügen aber noch andere Blätter dieser Art bei, so dass sieh die Zahl derselben gegen 24 beläuft. Allein bei mehreren ist es zweifelhaft, ob sie von ihm oder Hugo da Carpi herrühren, und andere sind im Machwerke so verschieden, dass man auch noch einen dritten und vierten unbekannten Künstler vermuthen könnte. Die Radirungen mit den beiden kleineren Zeichen kennen wir nicht. Vasäri hatte keine Kunde davon, nur Oretti bemerkt, dass jener Formschneider Antonio Cavalli für seinen Geburtsort S. Pietro einen Kupferstich gefertiget habe. Der Inhalt des Blattes ist nicht bekannt, und somit weiss man auch nicht, ob es mit dem Namen, oder mit dem Zeichen versehen sei. Schliesslich bemerken wir noch, dass auch auf einigen Blättern des Antonio 'Tempesta ein ähnliches Zeichen vorkomme. Unter Nr. 19 ist darüber gehandelt.


Literatur

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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