Nagler 1-9 Unbekanntes Monogramm

Objektnummer: 2673
Nagler: 1-9
Typ: Monogramme

Text Nagler Band 1 Nr. 9:

Unbekannt. Der Maler, welcher unter diesem Zeichen seinen Namen der Nachwelt verborgen hat , war zwischen 1470 und 1490 in Westphalen thätig. Vielleicht ist er jener traditionelle Albert von Westphalen, von welchem die Kunstgeschichte weiss, und der lange Zeit mit Heinr. Aldegrever verwechselt wurde. C. Becker (Kunstblatt 1843 Nr. 90) hält ihn für einen Schüler des sogenannten Liesborner Meisters vom Jahre 1465, da seine Werke mit jenen desselben Aohnlichkeit haben. Den Vergleich gestattet die Sammlung des geh. Ober-Regierungsrathes Krüger in Minden, welcher Gemälde aus der ehemaligen Abtei Liesbörn besitzt. Sie wurden bei der Aufhebung des Klosters als werthlose Waare um Spottpreise verkauft, von späteren Besitzern auch noch verstümmelt, und zum Theil gänzlich zerstört. Becker beschreibt diese Ueberreste, es geht aber auch Passavant in seiner Kunstreise S. 401 auf dieselben ein. Das Hauptgemälde stellte Christus am Kreuze vor, dessen Blut von Engeln in Kelche'aufgefangen wird, zu beiden Stuten waren je drei heinahe lebensgrosse Heilige, von welchen nur die Brustbilder übrig sind. Auch noch andere Bilder aus der Abtei Liesborn besitzt Herr Krüger, sowie solche einer verwandten Richtung, wozu jene unsers Monogrammisten gehören. Sie waren bis 1835 in der evangelischen Kirche zu Lünne an der Lippe, und bildeten einen Altar, welcher aus Unverstand zerstört wurde. Er bestand aus zwei grossen Tafeln mit der Kreuzigung und Kreuzabnehmung Christi. Jeder der Flügel halte vier Abtheilungen, in welchen links die Verkündigung, die Geburt Christi, die Anbetung der Hirten und die Darstellung im Tempel, rechts die Auferstehung, die Himmelfahrt, die Erscheinung des heil. Geistes und das jüngste Gericht vorgestellt waren. An den äusseren Seiten sah man in halb lebensgrossen Figuren die Heiligen Johannes , Maria, Georg und Agnes.
Die inneren Bilder sind alle auf Goldgrund gemalt, sowie die Veronica mit dem Schweisstuche im oberen Aufsatze. Dieser Altar ist nach Becker das Werk eines ausgezeichneten Künstlers, wenn er auch im Ausdrucke und in der Reinheit der Charaktere unter dein Liesborner Meister steht.
Besonders grossartig ist der Christuskopf'. Die Verkündigung und die Darstellung im Tempel sind sorgfältige Copien zweier Gemälde im Besitze des Ober-Begierungsrathes Krüger aus der Abtei von Liesborn. Auf dem Bilde der Erscheinung des heil, Geistes steht das gegebene Zeichen. Auf dem Gemälde der Verkündigung sieht man in den bunten Fensterscheiben die Wappen der Städte Cöln und Münster, dann jenes der Familie Kettler und ein unbekanntes Wappen.


Literatur

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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