geboren: 1800 in Kratzau in Böhmen
gestorben: 1876 in Wien
Lebenslauf
Joseph Ritter von Führich (* 9. Februar 1800 in Kratzau in Böhmen; † 13. März 1876 in Wien), genannt der Theologe mit dem Stifte, war ein böhmisch-österreichischer Maler religiöser Themen und Historienmaler.
Text Müller Band 2:
Führich, Joseph, Historienmaler, einer der Hauptvertreter der streng kirchlichen Malerei der Gegenwart, geb. 1800 zu Kratzau in Böhmen, bildete sich unter Bergler in Prag, kam dann später nach Rom, wo er unter anderem in der Villa Massimi neben Overbeck drei Bilder aus Tasso's befreitem Jerusalem ausführte. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland wurde er zu Wien an der k.k. Akademie als Professor angestellt. Früher wandte er seine künstlerische Thätigkeit fast ausschliesslich dem Romantischen zu, wie jene Bilder nach Tasso; die Zeichnungen zu W. Waiblingers Mährchen von der blauen Grotte; die 15 Zeichnungen zu Tieck's Genoveva, von denen er auch einige in Oel ausführte; ferner zu dessen Phantom und seinem Elfenmährchen; sein Erlkönig, nach Göthe; die Umrisse zu Göthe’s: Hermann und Dorothea; zu Bürger's wildem Jäger u.s.w. beweisen. Später widmete er sich jedoch ausschliesslich der strengen kirchlichen Malerei in der von Overbeck eingeschlagenen Richtung. Unter seine Hauptwerke in dieser Beziehung gehören: Jesus auf dem Gange zum Garten, Johannes an der Hand führend und von Petrus und Jakobus gefolgt (1827); Josua mit seinem Heere dankend zum Himmel aufblickend, während die Mauern Jericho's zusammenstürzen; die trauernden Juden (lith. v. Hanfstängl); die heil. Adelheid und der heil. Franz von Assisi vor der Mutter Gottes; die Menschwerdung Christi (lith. v. Chr. Becker); Boas und Ruth (lith. v. Leybold); die heil. Gudula (lith. von M. Stoll); der Gang nach dem Oelberge (lith. v. Leybold); die heil. Filomena (lith. von Leybold); Maria und Joseph auf der Reise nach Bethlehem, Unterkommen suchend; der Triumph Christi in Oel auf Goldgrund gemalt (in der Sammlung des Grafen Raczynski in Berlin); Christus während des Sturmes schlafend im Schiffe (lith. von Ed. Schaller); Gott Vater auf Wolken sitzend und von Engeln umgeben, schreibt dem Moses mit dem Finger die Gebote auf die steinernen Tafeln; die Erscheinung kämpfender Reiter in den Wolken erschreckt die Einwohner von Jerusalem kurz vor der Einnahme der Stadt durch Antiochus Epiphanes (beide letztere Gemälde in der Gemäldegallerie im Belvedere zu Wien); die heil. Anna (1844); die Jünger auf dem Wege naoh Emmaus; der heil. Kreuzweg in 14 Stationen (Fresken in der Kirche des heil. Nepomuk zu Wien); die vierzehn Stationen des Kreuzwegs auf dem Laurenzberge zu Prag (gest. v. Zelisko und Skala); der Traum des heil. Joseph, in welchem dieser vom Engel zur Flucht aufgefordert wird (gest. von A. Petrak); eine Pieta (gest. von Petrak), ein Bild von bewältigender Stärke der Empfindung; der Gang der Hirten zur Krippe; der Fischzug Petri (1850); das Urtheil Salomon’s ; die erste Taufe in Samaria. Von 1854 an beschäftigte sich Führich mit den ihm übertragenen Malereien des Presbyterium in der Altlerchenfelder Kirche zu Wien. Führich hat auch einige Blätter, auf denen man nebige Monogramme findet, meisterhaft radirt, von denen wir namentlich hervorheben: 9 Blätter das Vater unser oder Gebet des Herrn, die sieben Bitten (1826); 11 Blätter: der Triumph Christi (1839); die Hochzeit zu Kana (1841).
Im Jahr 1841 wurde Führich vom Kaiser von Oesterreich für seinen Triumph Christi die goldene Künstlermedaille verliehen; 1844 ernannte ihn die königl. Akademie zu München zu ihrem Mitgliede und 1845 die kaiserl. österreichische Regierung zum ordentlichen akademischen Rath.
In Führich’s Werken tritt uns ganz der Tiefsinn, die Grösse und Schönheit der religiöskirchlichen Richtung der Malerei unserer Zeit entgegen. Sie zeichnen sich durch den Adel der Gedanken, tiefes Eingehen in die Elemente der katholisches Mystik, den sittlichen Ernst der Auffassung, tüchtige Charakteristik, Reinheit der Formen, die freien und ungezwungenen Bewegungen, die einfache Schönheit der Gewandungen, die edlen und klaren Verhältnisse der Massen und Linien aus. Allein sie theilen auch die Schwäohen, an denen diese Kunstrichtung überhaupt leidet. Die Gestalten haben meistens zu wenig individuelle Beseelung, zu wenig Kraft; es sind fast immer mehr resignirte Dulder, als thatkräftige Personen. Daher jener vorherrschende Ausdruck von Passivität, von gutmüthiger und wohlwollender Mattigkeit; obwohl Führich an anderen Stellen recht gut zeigt, welch reichlichen Fond für eine kräftigere Darstellung, für naive und schöne Auffassung des natürlichen Lebens er in sich trägt. Jedenfalls aber müssen wir Führich, wenn es richtig ist, dem die Gestalten, welche ans dem Gemüth des wahren Künstlers hervorgegangen sind, wie in einem klaren Spiegel sein Inneres erschauen lassen, bei Betrachtung seiner Werke immerdar in herzlicher Liebe gewogen werden.
Literatur
Heinrich von Wörndle: Joseph Ritter von Führich. Sein Leben und seine Kunst. Allgemeine Vereinigung christlicher Kunst, München 1925.
Joseph von Führich. Eine Lebensskizze. Wien 1875
Friedrich Müller, Die Künstler aller Zeiten aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen ... etc. von den frühesten Kunstepochen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1857 ff.
Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).
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